Denkmalpreis 2018

Die Preisträger

Denkmalpreis 2018: Generalsanierung St. Martin, Memmingen

Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.

dotiert mit 15.000 Euro

Den Preis erhält die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Martin, vertreten durch die Dekane Claudia und Christoph Schieder.

Laut Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl erfolgte die Generalsanierung „wegweisend in den Bereichen Reparatur, Schutz, neue Nutzungsabläufe und Präsentationsweisen. Baugeschichtliches Wissen wurde vorbildlich für Besucher aufbereitet. Die Kirche und ihre Ausstattung wurden in-Wert-gesetzt, gepflegt, herausgearbeitet und sichtbar gemacht. Dies kann als bedeutendste denkmalpflegerische Maßnahme der letzten Jahre in Schwaben betrachtet werden!

  • Kosten: 5.660.000 Euro; die Kirchengemeinde brachte davon 1.300.000 Euro auf.
  • Architektin: Ingrid Stetter
  • Statik: Dipl.-Ing. Jan Schubert, Dr. Schütz-Ingenieure
  • Bauforschung: Dr. Karin Uetz
  • Restaurierung der Wandmalereien: Dipl.-Rest. Georg Wechsler
  • Steinrestaurierung: Prof. Dr. phil. Dipl.-Ing. Michael Pfanner

Die dreischiffige St. Martinskirche wurde um 1410 über einem romanischen Kern aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet, das ursprünglich flachgedeckte Mittelschiff 1846 eingewölbt. Der Bau ist das Wahrzeichen der Stadt. Spitzenwerke der Ausstattung sind die Decken und Wandmalereien der Spätgotik und das Chorgestühl von 1501–1507. Im Jahr 2013 wurden an der Kirche umfangreiche Schäden am Tragwerk des Dachstuhls festgestellt, die massive Auswirkungen auf das Mauerwerk des Kirchenschiffes zeigten. Nachdem akuter Handlungsbedarf bestand, begann die Kirchengemeinde St. Martin umgehend mit der Planung einer groß angelegten Sanierungsmaßnahme in drei Bauabschnitten. Die Planungen erfolgten äußerst detailliert und mit hoher fachlicher Kompetenz. Fachleute der Historischen Bauforschung, Fachfirmen für die Restaurierung von Kirchenfenstern, Wandmalereien und Wandoberflächen sowie Steinmetz-, Holz-, Metall-, Leder- und Stuckarbeiten waren tätig. Hervorzuheben sind: Die sorgfältig gestaltete Glastür zum Schutz der Wandmalerei, die Neuanordnung der Stuhlreihen im Mittelschiff, die den Kirchenraum und die mittelalterlichen Malereien neu zur Geltung bringen. Eine Neugestaltung des Altarbereichs am Kreuzaltar gemäß den gottesdienstlichen Bedürfnissen. Die zurückhaltende Lichtplanung (Prof. Schmidt) ermöglicht eine neue ganzheitliche Raumwahrnehmung, der Chorabschluss und die Turmkapelle (um 1330) wurden auf den ursprünglichen Zustand zurückgeführt. Alle Wandmalereien wurden gereinigt, gefestigt und überarbeitet und sind wieder wahrnehmbar, die Kapellen neu geordnet und zugänglich gemacht. Durch die Sanierung des Dachstuhls entstand ein Umgang, der die Baugeschichte und die durch die Gewölbe des 19. Jahrhunderts verdeckten Malereien − für Besucher! − erlebbar macht. Neue Funktionen wurden integriert, die Barrierefreiheit unauffällig hergestellt, ein Hubboden zum Keller als Lagerraum installiert.

Sonderpreis: Anwesen Hutergasse 3 in Nördlingen

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dotiert mit 7.500 Euro

Der Preis geht an die Eigentümer Roland und Christine Schmailzl aus Gersthofen für die denkmalpflegerische Sanierung und Umnutzung des Anwesens Hutergasse 3 in Nördlingen. Architekt: Stefan Heppner, Nördlingen; Entwurfsplanung: Architekturbüro Patricia Lindermayr, Obergriessbach.

Das Gebäude Hutergasse 3 zeigt sich heute als zweigeschossiger Ständergeschossbau mit später versteinerten Fassaden. Es wurde um 1450 errichtet und über die Jahrhunderte von Tuchmachern und Webern genutzt. Seit 1999 stand das Gebäude leer und zum Verkauf angeboten. Trotz umfangreicher Bemühungen konnte 15 Jahre lang kein Käufer gefunden werden. Die vorhandenen Deckenhöhen von ca. 1,70 m bis 1,90 m waren für viele der über 120 Interessenten abweisend. Der Rückbau des teilweise wohl erst später eingezogenen Obergeschosses wurde von Seiten des Denkmalamtes jedoch abgelehnt. Nach all den Jahren des Leerstandes war trotz immer wieder notdürftiger Instandhaltungen die Bausubstanz derart geschädigt, dass in wenigen Jahren ein Abbruch des Gebäudes drohte. Um die entsprechenden Geschosshöhen zu erreichen, wurde im Zuge der notwendigen Neufundamentierung der Erdgeschossboden um 30 cm abgesenkt. Eine ausreichende Kopfhöhe im Obergeschoss wurde durch das Anheben des gesamten, sehr hohen Dachstuhls um 60 cm erreicht. Eine Schwierigkeit beim Anheben der Dachkonstruktion war auch der Umstand, dass sich das Dach des benachbarten Stadels über die Jahrhunderte in Richtung Hutergasse 3 geneigt und den zu sanierenden Dachstuhl stark belastet hat. Es wurde versucht, alle überkommenen und historisch wichtigen Bauteile aufzuarbeiten und wieder zu verwenden. Historische Baumaterialien aus Abbrüchen wurden eingesetzt (Materialrecycling). Es entstanden vier Wohnungen, im Kellergeschoss ist die Technik untergebracht. Das Anheben des Dachstuhls war eine technische Meisterleistung. Die Erhöhung der Raumhöhe im Obergeschoss ist durch eingefügte Balken eindrucksvoll erlebbar. Die denkmalpflegerische Sanierung hat ein markantes, städtebaulich prägendes Gebäude in der Hutergasse gerettet. Die Sanierungskosten betrugen 1.040.000 Euro, der Eigenanteil 560.000 Euro.

Sonderpreis: Ehemaliger Pfarrhof in Ustersbach (Lkr. Augsburg)

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dotiert mit 7.500 Euro

Den Preis erhält der Bauherr Dominikus Schnitzer aus Augsburg für die denkmalpflegerische Sanierung des 1714 errichteten, bis 1963 als Pfarrhof, dann als Pfarrheim genutzten, seit 2008 leer stehenden Hauses. Sie kann fast als beispielhaft angesehen werden.

Architekt: Matthias Paul, Großaitingen.

Historische Wohnbauten wurden in der Nachkriegszeit mit Betondecken, neuem Fußboden und Vereinfachung der Fenster „saniert“ und verloren so viele Qualitäten der räumlichen Gestaltung. Die neuerliche Sanierung durch einen denkmalerfahrenen Bauherrn und einen Architekten, dessen Haus selbst schon mit dem Denkmalpreis des Bezirks Schwaben ausgezeichnet wurde, zeichnet sich durch die Wiederherstellung und Sichtbarmachung der historischen Strukturen − und eine überzeugende Sparsamkeit aus! Das vernachlässigte Pfarrhaus, ein markanter zweistöckiger Massivbau, wurde innerhalb eines knappen Jahres saniert. Die Betonböden entfernt, die Segmentbögen der Fenster wieder hergestellt, der Terrazzoboden ergänzt, Solnhofer Platten und breite Lärchenholzdielen eingebracht, die Wandgestaltung mit Schablonenmalerei nach Befund wieder hergestellt. Das Haus wird über eine Wandheizung beheizt, das Wohnzimmer zusätzlich über eine Fußbodenheizung. Dem neuen Eigentümer war es als gelerntem Handwerker und Unternehmer wichtig, persönliche Verantwortung für ein schwäbisches Kulturgut in seiner Heimat zu übernehmen. Es ist ihm ein Anliegen, in der Ortsmitte mit vertretbarem Aufwand ein gutes und wirtschaftliches Einfamilienhaus mit 180 qm Wohnfläche für eine ortsansässige Familie zu bauen, das weitere 300 Jahre Bestand hat. Wert wurde auf eine einfach zu bedienende Haustechnik gelegt und nach Möglichkeiten gesucht, Bestehendes zu erhalten oder mit wenig Aufwand instand zu setzen, kurzum eine rohstoffschonende, wirtschaftliche Sanierung, die auch in Zukunft wenig Energie und Bauunterhalt erfordert. Ein Beispiel hierfür ist die Verwendung von Leinöllasuren an den Fenstern und Kalkfarbe an der Fassade. Die Aufwendungen betrugen für den Bau 200.000 Euro, für die Außenanlage 25.000 Euro, die eingebrachte Eigenleistung 60.000 Euro. Dem Wunsch des Bauherrn und Eigentümers − „vielleicht kann durch diese Sanierung ein Umdenken zum Thema Bauen in einer historischen Ortsmitte angestoßen werden“ − darf man sich gerne anschließen.

Preisverleihung