Denkmalpreis 2024
Die Preisträgerinnen und Preisträger
Denkmalpreis 2024: Denkmalpflegerische Sanierung eines ehemaligen Bauernhauses in Pfronten-Dorf, Familie Hochkofler
dotiert mit 15.000 Euro
Das ehemalige Bauernhaus zeichnet sich durch eine behutsame Restaurierung bei gleichzeitig intensiver Auseinandersetzung mit Baugeschichte und Raumaufteilung aus. Unterschiedliche Zeitschichten wurden rücksichtsvoll herausgearbeitet. Am Dorfweiher gelegen ist es ortsbild- und stilprägend. Die Restaurierungsmaßnahmen sind beispielhaft für den Umgang mit einem derartigen Objekt.
In der Denkmalliste wird das Objekt beschrieben als „Bauernhaus, zweigeschossiger, verputzter Mitterstallbau mit Flachsatteldach, verschaltem Giebel, Andreaskreuz über der Tenne und Hakenschopf, Wohnteil in Blockbauweise, Stall und Tenne in Ständerbauweise um 1664, im 19. Jh. teilweise versteinert, über älterem Keller, wohl 1479".
Neben dem Alter, der Positionierung über einer beachtlichen, teilweise überwölbten, Kelleranlage eines noch deutlich weiter zurückreichenden Vorgängerbaus und der speziellen, im südlichen Allgäu untypischen, Kombination einer Ständer-Bohle-Konstruktion mit einem Blockbau trägt auch die vielfältige Nutzung zur herausragenden Bedeutung des Objektes bei.
Ursprünglich als Tafernwirtschaft mit Brauereirecht und Wirtschaftsteil errichtet, nach Aufgabe der Gastwirtschaft bis in die Nachkriegsjahre als landwirtschaftliche Hofstelle genutzt, diente das Gebäude die letzten ca. 30 Jahre nur noch Wohnzwecken und verfiel bis zum Erwerb durch Familie Hochkofler 2018/19 zusehends.
Die Kombination eines Blockbaus mit einem Ständer-Bohle-Bau führte, in Verbindung mit den vorgefundenen Schäden, zu großen Herausforderungen bei der vertikalen Lastabtragung. Große Teile der Raumschale wurden substanziell und anschaulich erhalten. Besonders hervorzuheben ist hier die Instandsetzung und Rekonstruktion der abgegangenen Elemente des Ständer-Bohle-Baus, der Erhalt der historisch überlieferten Tennendurchfahrt sowie die Ergänzung fehlender historischer Verbindungselemente.
Sämtliche Oberflächen wurden behutsam gesichert und instandgesetzt, notwendige Ergänzungen stimmig in den historischen Kontext eingebunden und von der Ausführung handwerklich nach dem Original gefertigt.
Denkmalpreis 2024: Denkmalpflegerische Sanierung des Vöhlinschlosses in Frickenhausen, Anna Kern und Sebastian Heinzelmann
dotiert mit 10.000 Euro
Die Restaurierung und Instandsetzung des Gebäudes wurden in einer Qualität durchgeführt, die in dieser Form nicht nur vorbildlich, sondern herausragend exemplarisch sind.
Schloss Frickenhausen wurde um 1492 errichtet, nachdem die Memminger Patrizierfamilie Vöhlin die Ortschaft erworben hatte. Die Anlage zeigt in hohem Maße einen authentisch erhaltenen Adelssitz am Beginn der Frühen Neuzeit, als sich die Patrizierfamilien ganz italienischen Vorbildern folgend einen Landsitz außerhalb der Städte errichteten.
Es handelt sich um einen dreigeschossigen Satteldachbau mit je einem Rundturm an der Südost- und Nordwestecke. An der Ostfassade des Schlosses haben sich drei Aborterker auf profilierten Konsolen, an der Nordfassade einer erhalten. Das Gebäude wird im Erdgeschoss von Westen her über einen Mittellängsflur erschlossen, an dessen Ende eine Podesttreppe mit Brettbalustergeländer ins 1. Obergeschoss führt. Im dreischiffig angelegten 1. Obergeschoss wird der Flur nach Norden hin von einer beeindruckenden bauzeitlichen Bohlen-Ständerwand begrenzt, an der südlichen Flurwand liegt zum Teil bauzeitliches Fachwerk offen. Das 2. Obergeschoss wurde um 1762 modernisiert. Im 1. Dachgeschoss wurde zu dieser Zeit ein stattlicher Vorraum (mit Ziegelplattenboden, umlaufendem Stuckgesims, vierfeldigen Rahmen-Füllungstüren, einem als Schrank kaschierten Abort usw.) und der sog. Rittersaal eingebaut, der eine Rokoko-Stuckdecke beachtlicher Qualität erhielt. Das gesamte Gebäude ist samt seiner historischen Ausstattung ungewöhnlich authentisch überliefert, es besitzt nationale Bedeutung.
Ein seit Jahrzehnten mangelhafter Bauunterhalt und ungehemmtes Pflanzenwachstum im Schlossgarten hatten zu teils massiven Schäden an der gesamten Gebäudehülle geführt. Zudem wiesen insbesondere im Erdgeschoss Risse und Verformungen der Außenwände auf erhebliche statische Schäden hin. Im Dachraum deuteten Altreparaturen auf statische Schäden im Bereich des Dachwerks hin, Fäulnisschäden im Bereich der Deckenbalkenauflager, Sparrenfußpunkte usw. lagen ebenfalls vor. Das Gebäude wurde daher umfassend innen wie außen instandgesetzt, auf den Erhalt der historischen Ausstattung und Oberflächen hierbei größter Wert gelegt. Insbesondere die statische Instandsetzung und Ertüchtigung mittels subsidiärer Stahltragwerke gelang sehr überzeugend.
Durch die Baumaßnahme wurde ein Objekt erhalten, das stellvertretend für die soziale Ordnung der Frühen Neuzeit in Schwaben steht. Die Ortsherrschaft errichtete in Frickenhausen ein Gebäude, das die sozialen Unterschiede offensichtlich machte. Der Innenraum mit einem repräsentativen Treppenhaus, einer historisch-funktionalen Raumaufteilung sowie einem Festsaal im Obergeschoß führen vor Augen, wie sich eine schwäbische Ortsherrschaft in der Frühen Neuzeit gegenüber Gleichrangigen und Untertanen präsentierte.
Denkmalpreis 2024: Denkmalpflegerische Sanierung und Umbau des Anwesens "Holzbaur" in Mindelheim, Susanne Steinel und Raimund Gabriel
dotiert mit 5.000 Euro
Durch die Baumaßnahmen konnte ein lokalgeschichtlich und kunsthistorisch bedeutsames Anwesen hervorragend erhalten und gleichzeitig einer sinnvollen Nachnutzung als Wohnraum zugeführt werden.
Das ehemalige Anwesen „Holzbaur“ in Mindelheim besteht aus zwei Gebäuden. Beide Gebäude befinden sich befinden sich am südlichen Stadtrand und sind an die historische Stadtmauer angebaut. Es waren unterschiedliche Anwesen, die ab den 1870er Jahren zum Anwesen „Holzbaur“ zusammengefasst wurden. Das Anwesen in der Frundsbergstr. 12 wurde im italienischen Stil eines Palazzo mit Garten errichtet. 1913 wurde es umgebaut und mit einem Durchbruch durch die Stadtmauer vergrößert. Ein neues Treppenhaus auf der Westseite ergänzte die Baumaßnahme. Im Nebengebäude, Frundsbergstr. 14, befanden sich Wohnungen von Handwerkern und Tagelöhnern. Dieses Gebäude wurde 1897 ebenfalls auf der Nordseite durch die ehemalige Stadtmauer hindurch erweitert. Im 20. Jahrhundert lebte dort der Mindelheimer Heimatpfleger, Kunstmaler und Kommunalpolitiker Erwin Holzbaur. Nach seinem Tod 2010 vermachte er das Haus der Stadt, die es 2019 an Frau Steinel und Herrn Gabriel verkaufte. Diese begannen mit der Renovierung des stadtgeschichtlich bedeutsamen Ensembles.
Die Außenfassade wurde erneuert; dabei wurden alle Malereien von Erwin Holzbaur erhalten. Das Dach erhielt eine neue Deckung, auf dem Nebengebäude mit Photovoltaik-Folien, die auf dem Blechdach aufgeklebt werden. Mit diesen Modulen wird eine Grundwasserwärmepumpe betrieben; moderne Technik wurde behutsam integriert. Die historische Raumstruktur wurde beibehalten. Das Objekt zeichnet sich durch eine hohe Kreativität bei der Raumgestaltung und dem Nutzungskonzept aus. Die ehemalige Stadtmauer innerhalb des Gebäudes wurde behutsam restauriert und eindrucksvoll inszeniert. Das Areal mit dem historischen Baumbestand ist stadtbildprägend.
Undotiert: Denkmalpflegerische Sanierung des markgräflichen Schlosses in Günzburg, Staatliches Bauamt Krumbach
undotierter Preis
Das Ergebnis der Sanierungsmaßnahmen ist die gelungene Wiederherstellung eines zentralen historischen Ortes schwäbischer Geschichte.
Hintergründe
Schloss Günzburg ist die einzige Residenzanlage der Habsburger in den sog. Vorlanden, die in ihrem Eigenbesitz war. Sie haben sich hier ab der Mitte des 16. Jahrhunderts eine Schlossanlage errichten lassen, die in ihrer Konzeption deutliche Anleihen an den großen Schlössern der europäischen Renaissance nimmt. Durch die Zerstörungen im 18. und 19. Jahrhundert und die sich verändernden Nutzungen hat sich bis heute jedoch nur noch ein rudimentärer Baubestand erhalten. Dieser wurde vor allem im Zuge der Wiederaufbauarbeiten nach den Zerstörungen vom April 1945, aber auch durch die Renovierung in den 1960er Jahren stark verunklärt. Das Schloss war als Residenzschloss nicht mehr zu erkennen.
Im Rahmen der bis heute in mehreren Bauabschnitten laufenden Instandsetzung konnte nun nicht nur eine umfangreiche Archiv- und Bauforschung initiiert werden, sondern es wurden auch zahlreiche Reste der einst hochwertigen Ausstattung wiederentdeckt und in Wert gesetzt. Fehlende Bauteile wurden durch neue Interpretationen ersetzt, sodass das Gebäude heute wieder als historischer Ort klar ablesbar ist. Vor allem die strukturierte Außenfassade nimmt Anleihen an der ehemaligen barocken Fassadenbemalung wieder auf, die ab 1768 die Renaissancefassaden überformt hat.
Auch im Inneren konnten historische Raumstrukturen wieder ablesbar gemacht und teilweise erhaltene einfache Rahmenstuckdecke in der Raumfolge des Westflügels restauriert werden. Dadurch ist eine Gestaltung entstanden, die die einstige bauliche Gliederung als Ort höfischen Lebens erfahrbar werden lässt. Besonders von Bedeutung ist die Freilegung einer hochwertigen Raumausmalung im Bereich des ehemaligen Festsaales im, im Kern gotischen, Ursprungsbau. Diese barocke Malerei knüpft an die hochwertigen Gestaltungen eines Johann Baptist Enderle an.
Letztlich hat die Instandsetzung eine Fülle an neuen Erkenntnissen zum Gebäude erbracht und dieses wieder als Schlossbau im Stadtbild sichtbar gemacht. Gerade weil ein Großteil der historischen Bausubstanz verloren war, sind die Arbeiten am Objekt zu würdigen. Die erhaltenen Strukturen und Bauelemente wurden mit großer Sorgfalt und Rücksicht konserviert, inszeniert und restauriert. Gestalterische Elemente an der Fassade wurden aufgenommen und in der neuen Bausubstanz nachgeahmt.