Denkmalpreis 2025
Die Preisträgerinnen und Preisträger
Denkmalpreis 2025: Denkmalpflegerische Sanierung eines Bürgerhauses in Friedberg, Christina Götz und Alexander Graw
Dotiert mit 5.000 Euro
Das Gebäude ist eines der ältesten erhaltenen Bürgerhäuser in Friedberg und stammt aus der Wiederaufbauphase der Friedberger Altstadt nach dem Dreißigjährigen Krieg. Nach mehreren Umbauten war seine historische Bedeutung im 21. Jahrhundert vergessen, erst das unermüdliche Drängen der Eigentümer bei den Denkmalschutzbehörden führte zum Eintrag in das Denkmalregister und zum Erkennen der Baugeschichte. Durch die Umbauten wurde die historische Baustruktur und Fassadengestaltung wiederhergestellt und sichtbar gemacht, ein Neubau im Innenhof grenzt sich deutlich vom historischen Bestand ab. Der Umgang der Bauherren mit dem Objekt sowie die Restaurierungsarbeiten sind vorbildlich.
Bei diesem Baudenkmal handelt es sich um das älteste bekannte erhaltene Bürgerhaus in Friedberg. Dieses entstammt der Wiederaufbauphase nach dem Dreißigjährigen Krieg und wurde mehrfach im 18., 19. und 20. Jh. umgebaut. Es liegt innerhalb des denkmalgeschützten Ensembles „Altstadt Friedberg“. Das Objekt wurde 2017 von den jetzigen Eigentümern erworben und zur Anwaltskanzlei (Büroräume) umgebaut. Im Innenhof wurde ein Verbindungsbau errichtet. Die Eigentümerin ist mit Ihrer Anwaltskanzlei in die Räumlichkeiten eingezogen. Weitere Büroräume wurden an unterschiedliche Firmen vermietet.
Die Besonderheit am Objekt ist der doppelte Dachstuhl, dieser wurde aufwendig saniert und konnte aufgrund dessen erhalten bleiben. Der Dachboden blieb unausgebaut. Die zwischenzeitlich neben dem Einfahrtstor liegende Eingangstüre wurde zurückgebaut. Der Zugang zum Gebäude erfolgt jetzt über die historische Toreinfahrt. Sämtlich im Gebäude vorhandenen und erhaltenswerte Türen wurden wiederverwendet.
Das gesamte Gebäude wurde kernsaniert. Die ursprüngliche Raumaufteilung wurde dabei weitestgehend beibehalten. Die beiden Kellergeschosse bleiben unberührt. Das Haupt-und Nebengebäude im Innenhof (ehemals Waschküche und Holzlager) wurden durch einen Zwischenbau miteinander verbunden. Die historische Stuckfassade des Hauses aus dem 19. Jh. wurde rekonstruiert und das historische Hoftor saniert. Dach und Fassade des Zwischenbaus wurden mit einem vor gealterten Kupferblech eingedeckt. Die im Gebäude vorgefundenen, barocken Zimmertüren wurden restauriert und wieder eingebaut.
Die Farbgebung folgt Mustern, die unter den Beschlägen vorgefunden wurden. Ebenfalls wurde ein barockes Fenster erhalten und auch der doppelte Dachstuhl wurde aufwendig saniert und gesichert. Vorhandene Dielenböden im ersten OG wurden ausgebaut, restauriert und wieder eingebaut. Die Putzoberflächen im ersten Obergeschoss wurden so weit wie möglich erhalten und in die neuen Putzoberflächen integriert.
Denkmalpreis 2025: Denkmalpflegerische Sanierung des "Harterhauses" in Augsburg, Michael Meißler
Dotiert mit 5.000 Euro
Obwohl die Fassade unscheinbar anmutet, gehört das Harterhaus zu den bedeutendsten großbürgerlichen Bauten in der Augsburger Altstadt. Entworfen von Elias Holl hat es stellvertretend für andere ähnliche Objekte die komplexe Gebäudestruktur des Augsburger Großbürgerhauses mit Innenhof, Nebengebäuden und Rückgebäuden für unterschiedliche wirtschaftliche und soziale Funktionen in die Gegenwart überliefert. Die Ausstattung ist von außerordentlicher Qualität, die Bauelemente sind überwiegend historisch, die kunsthistorische Bedeutung ist hoch. Eine Metallkonstruktion im Innenhof zum Abstützen der beiden Gebäudeflügel fügt sich harmonisch in den historischen Baubestand ein. Der restauratorische Umgang mit dem stark vorgeschädigten Gebäude und die folgende Instandsetzung sind vorbildlich.
Nachdem die Voreigentümerin zunächst versucht hatte, den Abbruch der ihrer Meinung nach nicht denkmalwerten Abseiten durchzusetzen und mit der Sanierung des Gebäudes bereits begonnen hatte, übernahm der heutige Eigentümer das Anwesen vor einigen Jahren als Bauruine.
Das sog. Harter-Haus gehört zu jenen großbürgerlichen Bauten in Augsburg, an denen die Beteiligung von Elias Holl, einem der bedeutendsten Architekten des 16./17. Jahrhunderts, quellenmäßig belegt ist. Der tiefgreifende Umbau von 1598/99, der zu seinen frühesten Werken als selbständiger Meister zählt, bot ihm erste größere Entfaltungsmöglichkeiten, die sich in einer noblen architektonischen Gestaltung sowohl am Außenbau (vgl. die Reste der hofseitigen Arkadenwand mit ihren stuckierten Brüstungen) als auch im Inneren manifestiert.
Ein wesentliches Kennzeichen von Großbürgerhäusern Augsburgs ist die komplexe Gebäudestruktur mit Innenhöfen, Nebengebäuden und Rückgebäuden, die unterschiedlichen wirtschaftlichen und sozialen Funktionen dienen. Vielgestaltige Nebengebäude sind ein integraler Bestandteil des Augsburger Großbürgerhauses. Ihre Erhaltung besitzt deshalb besonderen Denkmalwert, insbesondere auch wegen der häufigen Verluste der Grundstrukturen historischer Hausanlagen der Kernstadt (Kriegsschäden, Ersatz durch Neubauten). Hinzukommt, dass die historische Innenausstattung in den Nebengebäuden des Anwesens Maximilianstraße 39 teilweise in außerordentlich hoher Qualität erhalten ist. Die dichte Überlieferung an historischen Ausstattungsdetails in den weniger repräsentativen Nebengebäuden ist hier ein kennzeichnendes Kriterium der Denkmaleigenschaft.
Angesichts der historisch wie auch kunsthistorisch herausragenden Bedeutung des Gebäudes, der weitgehenden Erhaltung der komplexen Strukturen einschließlich der Abseiten und Nebengebäuden und der Überformungen einschließlich späterer Veränderungen muss von einem erstrangigen Baudenkmal, einem der wichtigsten Großbürgerhäusern Augsburgs gesprochen werden. Das Gebäude wurde zwischen 2019/2020 und 2024 unter Erhalt der gesamten historischen Ausstattung in vorbildlicher Weise instandgesetzt. Eine Gastronomienutzung im EG und eine Hotelnutzung in den OGs fügen sich überraschend gut in den historischen Bestand ein und haben kaum zu nutzungsbedingten Eingriffen in die wertvolle Substanz geführt.
Denkmalpreis 2025: Denkmalpflegerische Sanierung der "Villa Strauß" in Augsburg, Dr. Georg Kirchner
Dotiert mit 5.000 Euro
Die Villa Strauß wurde 1930 von Fritz Landauer im Stil der „Neuen Sachlichkeit“ gestaltet. Von der originalen Ausstattung und Möblierung haben sich zahlreiche Elemente erhalten. Es steht daher musterhaft für den Architekturstil seiner Zeit. Die Baumaßnahmen zeichnen sich durch einen behutsamen und verständigen Umgang mit dem wertvollen originalen Bestand aus, umfangreiche energetische Maßnahmen fügen sich harmonisch ein. Die Rücksicht auf diesen Baubestand seitens des Bauherrn ist nachahmenswert. Auf diese Weise konnte ein Objekt nahezu unverändert und historisch authentisch erhalten werden, von dessen Art es in Schwaben nur wenige weitere gibt.
Fritz Landauer gestaltete 1930 die Villa Strauß konsequent in Formen der Neuen Sachlichkeit. Die überlieferten und in höchster Qualität ausgeführten historischen Ausstattungsstücke wurden erhalten und instandgesetzt. Insbesondere der Restaurierung und der Ertüchtigung der Verbundfenster kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. Beeindruckend sind die beiden großen komplett im Boden versenkbaren Fenster im Esszimmer zur Terrasse hin, die nach fast 100 Jahren immer noch funktionieren. Auch die originale Küche mit Anrichte wurde konserviert und – wo nötig – behutsam restauriert.
Der Grundriss ist bis auf kleine Veränderungen vollständig überliefert und legt Zeugnis für ein repräsentatives Wohnen auf hohem Niveau mit Personal ab. Dies reicht vom großzügigen Eingangsbereich mit Treppenhaus, über die lichtdurchfluteten Wohnräume, die Anrichte und die Küche bis hin zum Dienstboteneingang mit Durchreiche und den Dienstmädchenbereichen. Die Freianlagen mit der Vorfahrt am Eingang und die Terrasse vervollständigen das Bild, der Garten wurde mit der Freilegung des zuletzt verfüllten Seerosenbeckens wieder in Richtung seiner ursprünglichen Gestaltung zurückgeführt. Der behutsame und verständige Umgang mit dem wertvollen originalen Bestand war auch Grundlage für die umfangreichen energetischen Maßnahmen. Die Erbauer der Villa, die Familie Strauß, pflegten dem Vernehmen nach ein sehr gutes Verhältnis zu den nachfolgenden Eigentümern, das sich heute fortsetzt.
Undotiert: Denkmalpflegerische Sanierung der Reichsbrücke in Kammlach, Gemeinde Kammlach
Undotierter Preis
Über die historische Brücke, gebaut im frühen 18. Jahrhundert, führte eine der Hauptstraßen des Heiligen Römischen Reiches von Memmingen nach München. Am 13. August 1796 fand hier die Schlacht von Kammlach („Massacre de Cammlac“) statt, bei der sich Truppen der jungen Französischen Republik und der königstreuen französischen Emigrantenarmee gegenüberstanden. Der Ziegelbau mit zwei Bögen, teilweise mit Nagelfluh und Tuffquadern, wurde behutsam und vorbildlich restauriert. Die unterschiedlichen Bauphasen lassen sich am Bauwerk deutlich ablesen. Durch das vorbildliche Engagement der Gemeinde ist ein Geschichtszeugnis, historisches Kulturelement und jahrhundertealtes Verkehrsbauwerk für die nachfolgenden Generationen erhalten geblieben.
Auszug aus der Denkmalliste: D-7-78-180-5, Kammlach; Reichsstraße. Brücke, Ziegelbau mit zwei Bögen, teilweise mit Nagelfluh und Tuffquadern, 18. Jh.; ca. 150 m westlich der Kirche.
Die Brücke besitzt überregionale Bedeutung: Hier fand am 13. August 1796 die „Schlacht von Kammlach“ („Massacre de Cammlac“) statt, bei der insgesamt 42.000 Soldaten der Französischen Republik und des französischen Prinzen Condé einander gegenüberstanden. 1.200 Menschen fanden dabei den Tod.
Undotiert: Denkmalpflegerische Sanierung des Hauses zum Cavazzen, Stadt Lindau
Undotierter Preis
Das Haus zum Cavazzen ist eines der bedeutendsten Bürgerhäuser in Lindau. Das Barockpalais stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist durch seine Größe und Bemalung identitätsstiftend für die Altstadt von Lindau. Die Baukosten für das Denkmal belaufen sich auf 34 Millionen Euro. Die Bauarbeiten am Denkmal zeichnen sich durch besondere Vor- und Rücksicht sowie akribische Planung und überragende technische Ausführung aus, sie haben Vorbildcharakter für den Umgang mit derartigen Bauwerken. Nach über zehn Jahren Planungs- und Bauzeit wird das Objekt künftig als Stadtmuseum genutzt und ziert den Marktplatz von Lindau an prominenter Stelle.
Nach dem großen Lindauer Stadtbrand im Jahr 1728 wurde auf den Kellern der zerstörten Vorgängerbauten im Auftrag der Lindauer Handelsfamilie Seutter von Loetzen mit dem Bau des Barockpalais begonnen. Den Auftrag für den Neubau bekam die damals bekannte Appenzeller Familie Grubenmann. Unter Leitung von Jakob Grubenmann traten die Schweizer als Generalunternehmer auf. Dies führte zu Protesten der heimischen Zünfte. Zweihundert Jahre später erwarb das in Amerika zu Geld gekommene Ehepaar Lydia und Ludwig Kick den Cavazzen, um das Haus in einer Stiftung als Stadtmuseum zur Verfügung zu stellen. Am 19. Juli 1930 wurde das Museum eröffnet. Seit 2012 beschäftigt sich das Kulturamt der Stadt Lindau mit dem Projekt „Sanierung Cavazzen und Neuordnung der städtischen Sammlung“. Die Zusage für einen Bundeszuschuss im Jahr 2016 war der Start für die Umsetzung der Planungen. 2018 wurde am Rand der Stadt ein Museumsdepot gebaut und danach das alte Stadtmuseum ausgeräumt.
Nach geplanten Kosten bei Beginn der Maßnahme 2018 in Höhe von 18 Mio. Euro, ist der Stand im Oktober 2024 bei 25 Mio. Euro gelandet. Selbst wenn wir die üppigen Förderungen in Abzug bringen, ist es die größte Investition in den Denkmalschutz in der Geschichte Lindaus.
Durch die öffentliche Nutzung als Stadtmuseum sowie für die überregional bekannten Ausstellungen der klassischen modernen Kunst, war bei der Sanierung das Konfliktdreieck zwischen Denkmalschutz, Barrierefreiheit und Brandschutz gegeben. Vor der Sanierung gab es neben dem Barockportal mit Stufen einen barrierefreien Eingang durch den Innenhof. Dieser wurde vom Behindertenbeauftragten als nicht gleichwertig angesehen. Nach unbefriedigenden Versuchen den Haupteingang mittels einer Rampe zu erschließen, wurde eine bauzeitlich angelegte, im Gebäude verlaufende „Gasse“ zur Remise wieder freigelegt und somit ein zweiter, gleichwertiger, barrierefreier Zugang geschaffen. Im beeindruckenden, dreigeschoßigen Dachstuhl der Appenzeller Brückenbauer wurde auf Wärmedämmung verzichtet, dafür ist das Dachgebälk in seiner ganzen Pracht sichtbar geblieben.
Der Cavazzen galt schon vor seiner Sanierung als eines der schönsten barocken Bürgerhäuser am Bodensee. Mit der Wiedereröffnung des Museums erhofft sich die Stadt eine überörtliche Beachtung zu finden. Die Baumaßnahme verfolgt auch das Ziel unser Stadtzentrum zu stärken und städtische Identität zu stiften.