Denkmalpreis 2022
Die Preisträgerinnen und Preisträger
Denkmalpreis 2022: Denkmalpflegerische Sanierung und Umbau des Schlösschens Luisenruh in Aystetten samt zugehörigem Ökonomiegebäude, Herr Alexander Stärker
dotiert mit 10.000 Euro
Das Schlösschen Luisenruh war seit vielen Jahren wegen falscher Nutzung und der Unterlassung notwendiger Sanierungsmaßnahmen dem Verfall preisgegeben. Durch das einzigartige Engagement des Eigentümers konnte ein Denkmal von überragender Qualität erhalten werden.
Das Schlösschen Luisenruh wurde ab 1792 vom Augsburger Stadtbaudirektor Balthasar von Hößlin zu Ehren seiner verstorbenen Ehefrau errichtet. Nach 1800 wurde das Anwesen um einen großen, rechtwinklig zum Schlösschen stehenden Ökonomiebau erweitert. In der Baugruppe spiegelt sich die Architekturgeschichte der Region und Zeit. Das Schlösschen wurde in Form und Stil des Ancien Régime errichtet, während der Ökonomiebau beispielhaft für die aufkommende Revolutionsarchitektur steht. Diese Stilunterschiede sind bis heute augenfällig. Durch die Sanierung wurde das historische Ensemble entscheidend aufgewertet.
Bei den Restaurierungsmaßnahmen wurden nicht nur einzelne Bauabschnitte berücksichtigt, sondern für das ganze Anwesen ein umfassendes Konzept zum Erhalt und zur künftigen Nutzung entwickelt. Kompromisse in Bezug auf das Baudenkmal wurden nicht gemacht; überhaupt wurden weitere, umfangreiche Bau- und Erdarbeiten durchgeführt, um dem Anwesen langfristig die historische Substanz zu erhalten.
Denkmalpreis 2022: Denkmalpflegerische Sanierung und Umbau einer alten Sölde in Kirchheim, Familie Striebel
dotiert mit 10.000 Euro
Die Baumaßnahmen an der alten Sölde in Kirchheim zeigen beispielhaft, welches Potential die Restaurierung historischer Gebäude für die Entwicklung und das Ortsbild einer Gemeinde haben können. Durch jahrelange Arbeit konnte ein ursprünglich dem Verfall anheim gegebenes Gebäude zu einem bauhistorischen Schmuckstück aufgewertet werden.
Das 1574 errichtete bescheidene Söldnerhaus ist charakteristisch für die Wohngebäude von ärmeren Bürgern in Städten und Märkten Schwabens. Ursprünglich war es als Doppelsölde angelegt. Zeitweise war darin eine Bäckerei untergebracht. Nach mehreren Umbauten entstanden neben dem Wohnbereich eine Tenne, ein Kuhstall sowie eine angebaute Remise. Das Haus wurde durchgehend bewohnt, die letzte Bewohnerin zog im Jahr 2002 aus. Nach sechsjährigem Leerstand übernahmen die Bauherren das Haus und fanden alle Möbel und Bauelemente in situ vor.
Durch das Expertenwissen der Bauherren wurde bereits zu Beginn der Baumaßnahmen Wert auf den Erhalt von möglichst vielen historischen Strukturen gelegt.
Denkmalpreis 2022: Denkmalpflegerische Sanierung und Ausbau eines ehemaligen Bauernhauses in Waalhaupten, Frau Judith Spindler
dotiert mit 10.000 Euro
Mit der Sanierung des ehemaligen Bauernhaus in Waalhaupten gelang es Familie Spindler ein Stück regionaler Kulturgeschichte zu erhalten. Durch jahrelangen persönlichen Einsatz wurde bei diesem Objekt die historische Struktur in vorbildlicher Weise in die heutige Zeit überführt und die materielle Lebenswirklichkeit des frühen 20. Jahrhunderts konserviert.
Das Bauernhaus in Waalhaupten wurde im Jahr 1722 als Ständerbohlenbau errichtet; diese Grundstrukturen sind erhalten. Später wurde die Konstruktion in Teilen versteinert. Der Mittertennbau mit Flachsatteldach und Hakenschopf ist weitgehend ohne Veränderungen des 19. Jahrhunderts erhalten. Es ist eines der ganz selten gewordenen Beispiele für einen Bauernhof im nördlichen Ostallgäu, der mit seinem flach geneigten, ehemals mit Legschindeln gedeckten, weit vorkragenden Dach als markantes Beispiel für das Bauen im Übergangsgebiet zwischen Flach- und Steildach anzusprechen ist.
Historische Holz- und Steinarbeiten wurden restauriert und in situ wieder verbaut. Die historischen Fenster sind fachkundig aufgearbeitet. Elektronik und moderne Leitungssysteme integrieren sich harmonisch in das Gebäude, sodass dieses in eine zeitgemäße Wohnsituation überführt werden konnte. Mit ihrem jahrelangen Einsatz für das historische Bauernhaus in Waalhaupten gelang es Frau Judith Spindler, einen Teil der regionalen Alltags- und Kulturgeschichte zu bewahren.
Undotiert: Denkmalpflegerische Sanierung des Färberturms auf dem Areal der Augsburger Kammgarn-Spinnerei, Stadt Augsburg
undotierter Preis
Der Färberturm auf dem Areal der Augsburger Kammgarn-Spinnerei ist ein historisches Industriedenkmal und prägend für den Charakter des Augsburger Textilviertels. Das Bauwerk des Färberturms vervollständigt das aus Kammgarn-Spinnerei und den stilistisch passenden Wohneinheiten bestehende Ensemble des historischen Stadtviertels. Die Situation vor Ort ist städtebaulich ein Vorbild.
Hintergründe
Der Färberturm wurde im Jahr 1795 als Trockenraum für gefärbte Tuche errichtet. Er besteht aus einem rechteckigen Grundriss mit gemauertem Sockelgeschoss sowie aus einer 12 Meter hohen Holzkonstruktion mit Walmdach. Die langen Tuchbahnen wurden im Innern an Stangen aufgehängt und mithilfe des natürlichen Windzugs durch die hölzernen Läden getrocknet. Der Turm war ein reiner Funktionsbau ohne sonstige Nutzung. 1867 wurde der Betrieb des Turmes jedoch eingestellt, da die Stoffbahnen industriell getrocknet wurden. Zeitweilig diente der Turm als Pferdestall und Lagerraum.
Historisch bedingt ist von der originalen Ausstattung nahezu nichts erhalten. Es gab keine Fenster im Gebäude. Daran angelehnt wurden die modernen Fenster mit Einfachverglasung und Schlitzen an den Seiten angebracht. So wird die Durchlüftung des Gebäudes gewährleistet. Durch die Haus-in-Haus-Konstruktion, die einen weiteren Raum im ersten Stock schafft, konnte der geschichtlich überlieferte Zugang erhalten werden.
Undotiert: Denkmalpflegerische Sanierung und Umbau des Zehentstadels in Memmingen-Steinheim, Stadt Memmingen
undotierter Preis
Der Zehentstadel in Steinheim ist ein außergewöhnliches Beispiel für bürgerliches Engagement im Rahmen des Denkmalschutzes. Der jahrelange Einsatz für den Erhalt des Objekts ist beispielhaft; einerseits für die Widerstände, die im Bereich Denkmalpflege häufig zu überwinden sind, andererseits für die hervorragenden Ergebnisse, die letztendlich ein ganzes Umfeld aufwerten können. Das Gebäude steht damit pars pro toto für den Denkmalschutz in all seinen Facetten.
Seit 1448 gehörte das Dorf Steinheim zur Unterhospitalstiftung der Reichsstadt Memmingen. Wann der Zehentstadel entstand, ist unbekannt; erst 1751 wird er das erste Mal bei einer Erweiterung erwähnt. 1848 verlor der Zehentstadel seine Funktion, er wurde zu einem bäuerlichen Anwesen umgebaut. Das heutige Erscheinungsbild ist vor allem durch diese Überformung geprägt. Im großen Veranstaltungssaal im Westteil wird durch die Restaurierung der Funktionsbau des Zehentstadels wieder erfahrbar.
Durch die Restaurierung des Zehentstadels konnte für das Dorf Steinheim eine neue Mitte geschaffen und gleichzeitig eine Aufwertung der dörflichen Struktur erreicht werden. Mit den Baumaßnahmen wurde ein neuer öffentlicher Raum geschaffen, der von der Dorfgemeinschaft zu musikalischen und kulturellen Zwecken genutzt wird. Die Sanierung war über lange Zeit ein Anliegen einer historisch informierten und für ihr Dorf engagierten Gruppe von Dorfbewohnern, die gegen alle Widrigkeiten ankämpften und denen es gelang, einen Raum für Veranstaltungen und gesellschaftliches Miteinander zu schaffen.