Das Ries vor 150 Jahren: Bezirk präsentiert in Wemding das Alltagsleben unserer Vorfahren
„Große, schöngestaltete Leute sind unter beiden Geschlechtern äußerst selten. Dicke Bäuche, hervorstehende Schulterblätter und verschobene Schädel sind sehr häufig“. Wenige Quellen berichtet so unmittelbar von früheren Lebensverhältnissen wie die Physikatsberichte aus der Zeit um 1860, hier ein Beispiel aus der Feder des Mediziners Dr. Franz Heßler aus Wemding. Die Bezirksheimatpflege präsentiert die neueste Ausgabe historischer Arztberichte im Rahmen der 24. Rieser Kulturtage am 20. Mai im Wemding. „Die von unserer Heimatpflege herausgegebenen Physikatsberichte räumen mit so manchem Klischee über die ‚gute alte Zeit‘ auf“, sagt Bezirkstagspräsident Martin Sailer. „Sie sind allen zu empfehlen, die sich ein ebenso unterhaltsames wie realistisches Bild vom Leben unserer Vorfahren machen wollen.“
Physikatsärzte sind die Vorläufer der heutigen Amtsärzte. Sie hatten von König Maximilian II. von Bayern den Auftrag erhalten, Berichte über die Bevölkerung anzufertigen. Diese Dokumente aus Schwaben werden seit 2011 von der Bezirksheimatpflege editiert, bebildert und herausgegeben. Der neueste Band widmet sich den Berichten aus dem Landkreis Donau-Ries, darunter aus dem ehemaligen Landgericht Wemding. Im Fokus stehen der Hauptort Wemding und das Umland. Der beobachtende Arzt beschreibt unter anderem detailliert die Lebensverhältnisse der Bevölkerung, ihre Kleidung, ihre Nahrungsmittel und das Leben im Allgemeinen in Bayerisch-Schwaben. Der neue Band ist beim Wissner Verlag zum Preis von 34,80 Euro erhältlich.
Die Buchpräsentation in Wemding war vergangenen Herbst Corona-bedingt abgesagt worden. Der kostenlose Vortrag von Bezirksheimatpfleger Christoph Lang und Felix Guffler findet deshalb nun am Freitag, 20. Mai, um 19 Uhr im historischen Rathaus Wemding statt. Interessierte können sich bei der VHS Donauwörth (www.vhs-don.de) mit der Kursnummer 7300W anmelden.